Anna Konjetzky & Co

concertstudies // Mittelbayerische Zeitung

concertstudies // Mittelbayerische Zeitung

Die Ordnung der Dinge kritisch hinterfragt

Mittelbayerische Zeitung, 26.02.2010 // Autor: Gabriele Mayer

Mit „Concertstudies“, zwei Stücken von Anna Konjetzky,
eröffnete das Schleudertraum-Tanzfestival in Regensburg.

Natürlich gibt es, so wie es Konzept-Kunst gibt, auch Konzept-Tanz: Anläufe und Ansätze, um die Elemente, aus denen sich Tanzdarbietungen im Allgemeinen zusammensetzen, auseinanderzudividieren und offenzulegen und dem Zuschauer als eine Art tänzerische Medienanalyse zu vergegenwärtigen. Ein kritisches Befragen also der Ordnung der Dinge im Tanz. Der Versuchsaufbau des ersten Stücks von Anna Konjetzky war folgender: Vier Lichterketten am Boden in langlaufenden, parallelen Bahnen teilen den Tanzraum auf, vorne links sitzt eine Frau in barockem Kostüm mit verbundenen Augen und zählt von eins bis etwa fünfhundert, ohne Unterlass. Und die beiden Tänzerinnen bewegen sich in und neben den Bahnen, zwar auch nicht unmittelbar zum gleichförmig fortschreitenden Lauf des Zählens, aber man bemerkt das Wippen und Kippen der Körper, den Takt, in dem sie den eigenen Rhythmus verfolgen. Keine Musik. Nur das laute Zählen und das Atmen. Eine gewisse Sperrigkeit, auch ein optischer Widerhaken liegt in der Darbietung: der aseptisch weiße Dress der Tänzerinnen, die nüchterne Bühne, die schnörkellosen, halb vorhersehbaren, halb eigenwilligen Bewegungen, das glatte Zählen. Dagegen das warme Licht der Lichterketten, das opulente Kostüm, die Offenheit der Situation. Und die Zeit, die einerseits in schnöder Mechanik läuft und doch immer einen besonderen Ton annimmt, denn wir leben in der Zeit, wir erleben und formulieren sie notwendigerweise aus, und die Gestimmtheiten ändern sich. Tanz ist Bewegung als ein individuelles Füllen des Zeitablaufs, ein Spiel mit dem unablässigen Ticken als der Vorgabe des Lebens. Man darf dabei ruhig an Martin Heideggers „Sein und Zeit“ denken oder an den Künstler Roman Opalka, der den Lauf der Zeit als Strichliste anzeigt. Das zweite Stück handelte vom Hören und Spielen von Musik, vom inneren Hören der Spielerin bei der Stummheit des Klaviers. Und von ihrem Hören der Töne, die sie von Notenblättern abliest und selbst produziert und über Kopfhörer nochmal hört. Außerdem sitzen vor einem Abspielgerät in der Ecke zwei Personen. Mal ertönt aus dem Gerät die Musik, die auf dem Klavier gespielt wird, mal nicht. Die beiden Personen sehen die Spielerin nicht. Sie bewegen sich nicht, wo doch eigentlich Bewegung und Musik einander konstituieren. Bewegen sie sich vielleicht innerlich? Bewegen wir als Zuschauer uns innerlich zu vorgestellten Tanzschritten? Die Synchronität zwischen den Musik-Elementen Spielen, Hören, Sehen und Bewegen hat sich jedenfalls aufgelöst. Man kann mit ihnen jonglieren.

concertstudies // Festival Antilope L’impartial Suisse

concertstudies // Festival Antilope L’impartial Suisse

Anna Konjetzky et le théâtre du mouvement

Festival Antilope L’impartial Suisse, 15.09.2008 // Autor: Denise de Ceuninck

La compagnie Anna Konjetzky de Munich, présente vendredi passé au Temple allemand à La Chaux-de-Fonds, est issue d’un courant expressionniste allemand. La chorégraphe tourne le dos au seul divertissement, elle provoque le public et le fait réfléchir. „concertstudies“ es tune pièce fort intéressante en deux parties. (…) L’utilisation de l’espace est toujours inattendue.

concertstudies // Abendzeitung München

concertstudies // Abendzeitung München

Aufgespießt auf High Heels

Abendzeitung München, 15.08.2008 // Autor: Katja Werner

Halbzeit bei der Tanzwerkstatt Europa: Das frische Programm ist eine Schule der Sinne (…) Natürlich sollen wir wieder viel nachdenken. Aber das kann, siehe auch Anna Konjetzky, richtig Spaß machen. Ihre 90-minütigen „concertstudies“ zeigt die Münchnerin in zwei Teilen. Im ersten skizziert ein Tänzerpaar (Sahra Huby, Jose Antonio Roque Toimil) im Dämmerlicht eine lautlose Geschichte. Am vorderen Bühnenrand zählt die Pianistin (und Schwester der Choreographin) Laura Konjetzky mit verbundenen Augen bis 600. Und versperrt so akustisch die Sicht. Eigenartige Erkenntnis: Man sieht nur, was man hört. Zahlen erzählen nicht. Auf den Tanz kann man sich erst einlassen, wenn man sich die Ohren zuhält. Und dann scheint es plötzlich, als spielten die Tänzer mit ihren Bewegungen eine Melodie. Teil zwei der erstaunlichen Studie zeigt Laura Konjetzky am Klavier. Überexpressiv tanzt sie auf den Tasten zu Liszts „Années de Pélerinages“. Ab und zu hören wir, was sie ihrem Instrument entlockt. In den stillen Zwischenzeiten spiel die Musik in unseren Köpfen weiter, denn wir sehen sie ja am Klavierspiel. (…)

concertstudies // Münchner Merkur

concertstudies // Münchner Merkur

“concertstudies” von Anna Konjetzky

Münchner Merkur, 13.08.2008 // Autor: Malve Gradinger

“concertstudies” von Anna Konjetzky und die Schweizer Gruppe COMPANY Halbzeit der Tanzwerkstatt Europa (…) Schön, dass Walter Heun in seiner Münchner Tanzwerkstatt Europa auch den heimischen Choreografie-Nachwuchs pflegt: “concertstudies” von Anna Konjetzky macht Hoffnungen mit seiner pointiert plastischen Bewegungssprache: ihre beiden Tänzer, ganz in Weiß, bewegen sich auf der mit Lichtketten unterteilten i-camp-Bühne wie belebte Skulpturen: von wippender Hocke sich in die kippende Senkrechte schraubend und am Boden zum Doppelkörper ineinander verschmelzend. (…)

concertstudies // Augsburger Allgemeine Zeitung

concertstudies // Augsburger Allgemeine Zeitung

Radikale Brüche mit dem Gewohnten

Augsburger Allgemeine Zeitung, 07.07.2008 //

Tanz Anna Konjetzkys Concertstudies im Abraxas

Die Künstlerin, Choreographin und Regisseurin Anna Konjetzky, 1980 in München geboren, übte mit ihren beiden Tanz-ètuden “Sonate” und “Iner-concert” den provokativen Bruch mit Seh- und Hörgewohnheiten. (…) Die 30-minütige, dreisätzige “Sonate”, eine rhythmische Komposition für zwei Tänzer, war eine Studie über das Miteinander und Gegeneinader von Mann (Tänzer Jose Antonio Roque Toimil) und Frau (Tänzerin Sahra Huby), von Yin und Yang, von Gut und Böse. Zuckende Körper zeigten scheiternde Versuche des Ausbruchs, verzweifelte Kämpfe und Zusammenbrüche im täglichen Leben, während die Zeit (Laura Konjetzky) stoisch und erbarmungslos mit verbundenen Augen die Sekunden zählte, von 1 bis 684.Die spärlich-düsteren Lichtstimmung lenkte das Augenmerk auf die Gefangenschaft in Klischees, Routinen und Verhaltensmustern. Ein faszinierendes, reduziertes Körperspiel von einnehmender Dichte. (…)