So auch im Fall ihrer neuen Kreation ‚lighting’, die sie in Zusammenarbeit mit dem Vietnamesischen Nationalballett, dem Goethe-institut in Hanoi und der Muffathalle realisiert hat. Es beginnt recht harmlos. Fünf Tänzer und fünf Tänzerinnen – jeweils fünf aus Vietnam und dem Westen – stehen einzeln auf der Bühne; Lichtblitze unterbrechen das Dunkel und erlauben kurze Blicke auf das Ensemble: Die Körper ruckeln, machen kleine Bewegungen, mal einen Schritt zur Seite. Allmählich kommen Aktionen der Arme hinzu, kleine Rotationen, Schwünge; die Schritte werden raumgreifender.
Das Ensemble verändert und variiert die Formation, rückt zusammen, um sich gleich wieder zu separieren. Doch wichtiger sind die Armbewegungen: Sie werden ausholender, schneller, mit bisweilen lebhaft vibrierenden Händen. Das zunehmend hektischer werdende Bewegungscrescendo findet seine Entsprechung in der im Raum wanderden ( und lauten!) elektronischen Musik Sergej Maingardts, deren Schläge und Melodiefetzen an das Soundambiente einer Industriehalle erinnern.
Optisch wie akustisch ist das 40 Minuten lange ‚lighting’ eine Herausforderung: in der Bewegungsreduktion und der damit einhergehenden Konzentration auf rasche, abgehackte Motionen. Das lässt an die somnambul-irrealen Bewegungsstudien Marco Goeckes, des Hauschoreographen des Stuttgarter Balletts, denken – mit deren Radikalität es Anna Konjetzkys jüngstes Stück durchaus aufnehmen kann.
Veröffentlicht im Oktober 2013, Münchner Feuilleton, Autor Klaus Kieser